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Amma – Ein Mensch nicht von dieser Welt?

von Ingo Zacharias am 16. November 2010

Letztes Wochenende habe ich, wie Tausende andere Menschen, viel Zeit bei Amma in Mannheim verbracht. Sie gilt in Indien als eine Heilige, eine Erleuchtete. Sie ist u. a. Trägerin des Gandhi-King-Preises für Gewaltlosigkeit und ihre von der UNO anerkannte Hilfsorganisation Embracing the World unterstützt vielfältige Projekte in Indien und anderen Ländern.

So hat ihre Organisation beispielsweise die Opfer des Tsunami in Indien mit mehr als 46 Millionen Dollar unterstützt und 1 Million Dollar für die Opfer des Hurrikan Katrina in den USA an den Bush-Clinton-Fond gespendet. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung von 100.000 Frauen in Indien aus armen Familien („Empowering Women“). Eine genaue Übersicht über die Aktivitäten von Ammas Hilfsorganisation finden Sie hier.

Doch neben ihrer beeindruckenden Tätigkeit der ganz konkreten Linderung von Menschen in Not (was in Indien, auch heute noch, nicht selbstverständlich ist, da das Leiden dieser Menschen ja nun mal ihr „Karma“ sei) ist es Amma selbst, die mich und andere am meisten fasziniert. Amma ist berühmt für ihren Darshan. Darshan ist in Indien eine Form der persönlichen Begegnung mit einem spirituellen Meister. Jeder von ihnen hält dieses Darshan etwas anders und Ammas eigene Form ist, dass sie die Menschen umarmt. Sie drückt mit Ihrer Umarmung auf unmittelbarste Weise ihre Liebe und ihr Mitgefühl aus. Bis heute hat sie über 30 Millionen (!) Menschen umarmt (sie ist jetzt 57 Jahre alt). – Wer hiervon mehr sehen möchte, dem sei der Film „Darshan“ empfohlen.

Alleine während ihrer jährlichen Europa-Reise durch etwa 10 Städte verbringt sie jeweils drei Tage mit jeweils 12-18 Stunden, um Darshan zu geben. Dies verteilt sich morgens auf etwa 6 Stunden am Stück und abends bis spät in die Nacht hinein noch einmal auf 6 Stunden und am letzten Tag sogar auf bis zu 12 Stunden am Stück. Dabei sitzt sie ununterbrochen auf ihrem Stuhl und umarmt herzlich, fröhlich und wach jeden Menschen. Sie nimmt höchstens mal etwas zu Trinken zu sich, aber das war’s auch schon. Ihre Energie scheint nie erschöpft zu sein! Wie ist das möglich? Wir würden wahrscheinlich sagen: „Das ist unmöglich.“ Aber vielleicht gibt Amma selbst die beste Antwort darauf: „Wenn wahre Liebe da ist, ist alles anstrengungslos.“

Als ich Amma dieses Jahr das erste Mal sah, dachte ich: „Amma ist nichts besonderes. Sie hat nur etwas nicht, was wir alle haben: Sie hat keinen einzigen bewertenden Gedanken mehr, der sich zwischen die natürliche Liebe, die wir als Menschen haben, und die Begegnung mit einem Menschen (oder der Natur), schiebt.“ Anders ausgedrückt: Amma kennt keinen Widerstand zum Leben, nicht den kleinsten Hauch, egal was geschieht. Ohne Barriere, ohne eine innere Mauer, kann sie und können wir gar nicht anders als liebevoll und mitfühlend zu sein. Amma beschreibt dies so (aus dem Buch „Gespräche mit Amma 3):

Akzeptieren bedeutet, immer zu bejahen, selbst dann, wenn alles im Leben misslingt. Der Fluss heißt alle Geschöpfe willkommen. Die ganze Natur sagt ja; die einzige Ausnahme ist der Mensch. Er hat die Wahl, ja oder nein zu sagen. Manchmal bejaht er, doch meist sagt er nein. Er betrachtet das Leben nicht als Geschenk, sondern als Anrecht; glücklich zu sein, hält er für sein gutes Recht. Wenn du das Leben und alles, was es dir zuteil werden lässt, als kostbares Geschenk ansiehst, wirst du fähig sein, alles zu bejahen. Wenn du das Leben und die Erfahrungen, die es mit sich bringt, ablehnst, wirst du unglücklich sein und dich langweilen.

Wenn du von Liebe und Mitgefühl erfüllt bist, kannst du nichts zurückweisen, sondern wirst alles annehmen. Amma kann nur ja sagen. Sie sagt niemals nein, deshalb langweilt sie sich nie. Das Wort „nein“ existiert nur in der Dualität.“

Unser großes Problem liegt darin, das wir uns – in welchen subtilen Formen auch immer – als verletzlich oder sogar ohnmächtig erleben, wenn wir diesen Moment akzeptieren und unser Herz öffnen, wenn wir uns nicht durch bewertende Gedanken von der Situation, der anderen Person abtrennen. Dabei verpassen wir mitzukriegen, dass unsere wahre Stärke, unser wahrer „Schutz“, unsere wahre Freude gerade in dieser völligen Öffnung liegt. Denn unser Leiden, unser Unwohlsein, unser Suchen nach äußeren Befriedigungen entsteht gerade aus der fehlenden direkten Verbindung zu unserer Herzensenergie.

So betrachtet ist Amma einerseits sicherlich nicht von dieser Welt, weil sie nur aus dieser wahren Liebe und Verbundenheit heraus lebt. Anders betrachtet ist sie aber auch einer der wenigen wirklichen Menschen, denn sie hat das, was wir als Potenzial in uns haben, zur vollen Entfaltung gebracht.

Wie wirkt ein Mensch wie Amma auf Sie, wenn Sie mit Ihrem Herzen schauen? Möchten Sie auch Ihr menschliches Potenzial zur vollen Entfaltung bringen? Und wer oder was inspiriert Sie auf diesem Weg?

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