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Wie viele Minuten am Tag sind Ihnen wirklich wichtig?

von Ingo Zacharias am 22. Dezember 2010

In der aktuellen Berichterstattung über die Verkehrsbehinderungen aufgrund von Schnee und Eis sprach ein Journalist davon, dass man ja heutzutage einen „durchgetakteten Terminkalender“  habe und dass einen solche ungeplanten Behinderungen schon aus der Ruhe bringen können. Und ein Wissenschaftler sagte, dass wir eine hohe Erwartungshaltung haben, dass alles immer funktioniert und wir in solchen Situationen einfach mehr „Frustrationstoleranz“ bräuchten.

Diese besondere Situation zeigt für mich sehr schön, wie die meisten Menschen heutzutage ihren Alltag wahrnehmen. Wir haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was im Laufe eines Tages wirklich wichtig für uns ist und was ein Hindernis bzw. nur ein Mittel ist, um zu den „wichtigen“ Dingen zu kommen.

Aber: Gibt es diese Unterscheidung in „wichtig“ und „unwichtig“, in „wertvoll“ und „wertlos“, wirklich? Oder ist sie nur ein gedankliches Konstrukt, dem wir kollektiv folgen? Und macht uns diese dualistische Betrachtung glücklicher?

Eine Übung zum genaueren Kennenlernen von sich selbst.

In der kontemplativen Übung „Wie gehe ich durch den Tag – achtsam oder zielorientiert?“, die Sie hier als mp3-Datei herunterladen können, lade ich Sie ein, einen gewöhnlichen Tagesablauf im Detail bei sich selbst zu betrachten. Dabei geht es vor allem um die „kleinen“ Dinge des Alltags, wie die Zeit morgens im Bad, die Zeit des Frühstücks, die Zeit im Auto zur Arbeit, usw.

Die Grundfragen der Übung lauten:

  • Wie viele Momente sind Ihnen am Tag in sich wertvoll, erfüllen also nicht (oder nicht primär) einen Zweck?
  • Wie viele Situationen gibt es, wo Sie nicht schon innerlich bei der nächsten Aktivität sind, wo Sie nicht „wichtigeres“ zu bedenken oder zu bereden haben?
  • Wie oft haben Sie ein inneres Erleben von „Jetzt ist alles gut, wie es ist. Ich muss nirgendwo anders sein, um mich wohl zu fühlen.“
  • Wie viel Prozent eines Tages funktionieren Sie nur? Und welche inneren Sätze steuern Sie in diesem Verhalten?
  • Wie viele Augenblicke am Tag leben Sie wirklich – achtsam, heiter und gelassen? Und: Fühlt sich das gut an?

 

Der Weg ist für uns nicht das Ziel.

Unsere Gesellschaft ist historisch betrachtet wahrscheinlich diejenige, die am stärksten ziel- und ergebnisorientiert ist. Die alte spirituelle Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ zählt bei uns nicht. Wir haben eine genaue Vorstellung davon, was wir erreichen wollen oder müssen, und der Weg dahin ist mehr lästige Pflicht als freudige Lebenszeit.

Dabei verpassen wir unsere Verabredung mit dem Leben, wie es der Zen-Lehrer Thich Nhat Hanh ausdrückt. Wir übergehen achtlos einen großen Teil unseres Lebens, um zu einigen Momenten zu gelangen, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen.

Letztlich sind wir auf der Suche nach uns selbst.

Doch unser inneres Getriebensein, unsere Fixierung auf bestimmte Ergebnisse, gibt uns nur eine kurze Befriedigung, und schon streben wir neuen Aufgaben und Zielen entgegen. Die Ironie dieses Prozesses liegt darin, dass er genau verhindert, wonach wir im tiefsten Innern eigentlich suchen:

Wir möchten bei uns selbst in einem tiefen Gefühl von Zufriedenheit anzukommen. Es ist das Empfinden, dass wir hier und jetzt schon gut und wertvoll sind. Es ist die Erkenntnis, dass wir nicht noch irgendetwas leisten, erreichen, erfüllen müssen, damit wir mit uns im Innersten zufrieden sein können.

Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass sie danach streben, sich immer wieder neu zu bestätigen und zu erleben, dass sie wert sind – einfach so. Wir können nicht glauben, dass wir in unserem Kern nie besser werden können, als wir es jetzt schon sind. Das ist der tiefste Grund, warum wir so ziel- und ergebnisorientiert leben.

Wenn wir ein Ziel erreichen oder eine Aufgabe erfüllt haben, fühlen wir uns gut. Wir haben die „Prüfung bestanden“ und fühlen uns wert. Da wir erst mit dem Erreichen eines Ziels dieses Gefühl haben, müssen wir in unserer Logik den Weg als bloßes Vehikel betrachten. Aber genau mit dieser Strategie werden wir nie eine echte und beständige Bestätigung unseres Wertes, unseres grundlegenden Gutseins erfahren.

Die entscheidenden Fragen lauten daher für mich:

  • Wo will ich eigentlich jetzt hin?
  • Wann bin ich angekommen – bei mir? In meiner innersten Zufriedenheit?
  • Wann finde ich zur Herzensruhe, wenn nicht jetzt?

Wie geht es Ihnen mit dem ständigen Unterwegssein? Sehnen Sie sich auch danach, anzukommen?

Wenn Sie die Übung sofort machen wollen, klicken Sie auf den Pfeil. Oder laden Sie sich die Übung kostenlos hier auf Ihren PC.

[audio:https://www.heiterundgelassen.de/wp-content/uploads/2010/12/Ingo_Zacharias_-_Wie_gehe_ich_durch_den_Tag.mp3|titles=Ingo_Zacharias_-_Wie_gehe_ich_durch_den_Tag]

 

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